Endlich geht’s los mit den Transalp-Berichten. Wie bereits angekündigt gibt’s die Berichte der einzelnen Tage immer aus der Sicht von 2 verschiedenen Personen. Während Armin die Ereignisse auf seine leicht ironische und recht übertriebene Art darstellen wird, werde ich mich bemühen nüchterne und neutrale Fakten zu erzählen. Damit das ganze spannend bleibt wird die Geschichte in einem Fortsetzungsroman publiziert, d.h. jeden Tag gibt’s einen neuen Bericht. Zum Start gleich beide Berichte des 1. Tages, danach werde ich die Berichte abwechselnd posten.
Armin erzählt:
Die Transalp begann für mich unter keinem besonders guten Stern, denn zwei Tage vor dem Aufgalopp fing ich mir einen ganzen Haufen topmotivierter und höchst hinterlistiger Schnupfenviren ein, und damit diese sich dann auch noch artgerecht entfalten konnten nahm ich am Vorabend der Abreise noch unfreiwillig ein Vollbad im strömenden Regen.
Deshalb setzte ich dann meine erste Attacke auf meine beiden Mitreisenden auch nicht auf dem Fahrrad in irgendeinem Anstieg, sonder im Zugabteil, in dem ich sie mit Schnupfenviren en masse torpedierte, frei nach dem Motto „wenn ich nicht gesund werde dann werdet ihr halt krank“.
Als es dann in Schwaz aufs Rad ging und damit die eigentliche Transalp anfing fühlte ich mich eigentlich noch recht gut. Der unentwegt rinnenden Nase setzte ich die Erfindung des Tempomaten (ein Tempopapiertaschentuch eingeklemmt am Lenker) entgegen, und so ging es die ersten Kilometer noch völlig entspannt den Berg hoch. Doch irgendwann nach der Hälfte des Anstiegs fing es an beschwerlich zu werden, und so sehr ich auch versuchte die Grippesymptome als kleinen Hungerast, Durst, falsche Übersetzung, schleifende Bremse, Angriff der Aliens und vieles vieles mehr abzutun, so musste ich mich doch irgendwann mit der Tatsache abfinden, dass ich den Rest des Tages wie ein Hund leiden würde. Als ich endlich das Geiseljoch erreicht hatte war mir kalt, ich war müde, die Glieder schmerzten und ich hatte ein tiefes inneres Verlangen danach mein Fahrrad einfach den Abhang hinunterzuwerfen um dann hinterher zu springen. Als Mirja und Andi dann einige Minuten später auch oben am Gipfel ankamen konnte ich es schon gar nicht mehr erwarten den Berg hinunterzufahren um die Qual wenigstens für diesen Tag zu beenden.
Doch auf der Abfahrt kamen ganz neue, unerwartete Gefahren auf mich zu. Meine Nase hatte die Tempomaterfindung inzwischen mit einem Totalverschluss gekontert, und folglich konnte ich nur mehr durch den offenen Mund atmen. An sich ja kein Problem sollte man glauben. Ja an sich. Wäre da nicht ein Bauer mit einem Heer von Kühen gewesen, die den ganzen Weg auf einer Länge von etwa 50 Metern so zugekackt und vollgegüllt hatten, dass die Scheiße zentimeterdick in den Reifen steckte und mir dann auf der weiteren Abfahrt dann um die Ohren respektive den offenen Mund flog: russisches Roulette für Fäkaljunkies, nicht zur Nachahmung empfohlen und zum Glück für mich blieb es dabei, dass ich an diesem Tag nur metaphorisch Kacke fressen musste.
Als die Abfahrt zu Ende war musste ich mich noch durch das Tal hinein nach Hintertux quälen, und es war eine echte Qual. Nicht einmal der massive Hormonschub der kam als mir die gesamte weibliche russische Snowboardnationalmannschaft talauswärts entgegen gelaufen kam (vorneweg ein blonder Engel) konnte mir noch Flügel verleihen. Den Weg von der Hauptstrasse bis zu unserer Unterkunft schob ich mein Rad, und nachdem ich Dusche und Essen hinter mich gebracht hatte legte ich mich gleich ins Bett und probierte zu schlafen. In der Nacht hatte ich gefühlte 57,6 Grad Körpertemperatur und trank so nebenbei im Laufe der Nacht noch an die zwei Liter Wasser, und obwohl ich auch am nächsten Morgen immer noch kränklich war fühlte ich mich fit genug um weiterzufahren.
Andreas erzählt:
Unser erster Tag der Transalp führte uns von Schwaz aus über den Weerberg zur Weidener Hütte und weiter bis zum Geiseljoch. Nach der Abfahrt bis ins Tuxertal folgten wir der Strasse taleinwärts bis nach Hintertux. Die Strecke Meran-Schwaz bewältigten wir mithilfe der Bahn. Damit es nicht wieder Auseinandersetzungen mit den Schaffnern und gebogene Schaltaugen dank dem Müllsack-Transport gibt, haben wir uns extra einen Zug mit Fahrradwagon ausgesucht. Unsere Wahl fiel auf das Öbb Gespann „Val Gardena“ und so landeten wir um 10:00 Uhr planmäßig und ohne Komplikationen in Schwaz.
Die Fahrt über Asphalt und Forststrassen verlief ohne nennenswerte Probleme. Auch die Schotterauffahrt zum Geiseljoch sollte kein Hindernis darstellen. Viel abenteuerlicher waren da wohl die letzten Meter der Teerstrasse in der Nähe des Bauernhofes, aber das hat euch ja Armin bereits erzählt .
Mit gutem Tempo und einem kaputten Mitfahrer Armin erreichten wir um 18:00 Uhr die Pension „Haus Christina“ in Hintertux. Leider war die auf der Webseite angekündigte Sauna nicht in betrieb bzw. wäre nur gegen Gebühr in Betrieb genommen worden. Deshalb haben wir nur eine – für österreichische Verhältnisse erstaunlich gute – Pizza gegessen und sind dann nach Armins Tages- Videoanalyse ins Bett.
Hier das Höhenprofil der Etappe:
Die Fotos gibt’s wie immer in der Detailansicht des Eintrages…